Schiffmühle Höfgen | Technische Schau- und Forschungsanlage

Pilotprojekt zur agrartechnischen Brauchwasserversorgung

Historisches
Die Schiffmühle Höfgen liegt nach historischem Vorbild ganzjährig auf der vereinigten Mulde schwimmend vor Anker. Es gibt einen Sommer - und Winterliegeplatz. Bis 1871 lag an gleicher Stelle die historische Schiffmühle, diese wurde durch einen Brand zerstört.

Keiner der Erbauer der heutigen Schiffmühle konnte zuvor eine funktionstüchtige Anlage in Aktion erleben, weil diese in Folge des Wiener Kongresses (1815) auf den mitteleuropäischen Flüssen schrittweise außer Betrieb genommen wurden. Die letzte Schiffmühle stellte 1954 in Österreich auf der Muhr ihren Betrieb ein.




Anhörung im Genehmigungsverfahren 1992


Modell der Rekonstruktion 1986


Konzeption und Planung der Rekonstruktion: Sakelarides, Andrich


Modellentwurf 1986; Wiese, Kaiser, Sakelarides



Kiellegung Werft Aken 1992


Kiellegung Werft Aken 1992


Statik und Verankerung im Hafen, Mitte: Karl Jüngel bei der Abstimmung vor Ort


Spektakulärer Transport aus Aken, 23.12.1992



Spektakulärer Transport aus Aken, 23.12.1992

Idee und Realität
Seit 1992 schwimmt die Schiffmühle als kompletter Nachbau in Anlehnung an die Historie. Hier fand sich eine Gruppe von Experten und Technikern um den Physiker Dr. Uwe Andrich, die das in Vergessenheit geratene Prinzip der mitteleuropäischen Flussschiffmühlen aufgriff und nach modernen Erkenntnissen zu einem autarken ressourcenschonenden agrartechnischen Bewässerungssystem modifizierte. Das Wasserrad treibt über ein Planetengetriebe eine Kolbenpumpe an, welche das Wasser der vereinigten Mulde zu dem ca. 350 m entfernten und auf einer Anhöhe 50 m über dem Flußwasserspiegel fördert. Alternativ kann elektrischer Strom erzeugt werden. Damit werden die historischen Wasseranlagen des Jutta-Parkes versorgt und unter anderem der Parkspringbrunnen gespeist.

Die Schiffmühle besteht aus zwei stählernen Schwimmpontons, die mittels Traversen miteinander verbunden sind, deren Länge 10 m beträgt. Das Hausschiff hat eine Breite von 6,5 m und das Wellschiff von 2,5 m. Dazwischen dreht sich das gewaltige unterschlächtige Wellrad, dessen Durchmesser 4,54 m beträgt. Die Fließgeschwindigkeit der Mulde verändert sich ständig und liegt zwischen 1,3 und 2 m/sec und kann sich bei Hochwasser bis auf über 8 m/sec erhöhen.
Im 2002 und 2012 überstand die Schiffmühle große Jahrhundert-Hochwasser.

Das Wellrad dreht sich in zwei modernen Pendelwellenlagern, welche für extrem hohe Drehbewegungen und für den Ausgleich von Schiffsschwankungen bestens geeignet sind. Eine Umdrehung des Wellrades wird durch das zweistufig ausgeführte Planetengetriebe auf 168 Umdrehungen übersetzt. Mittels Keilriemen wird die erhöhte Drehzahl an die dreistufige Kolbenpumpe abgegeben, welche das Wasser in die Zisterne des Aussichtsturms bzw. bei darin ausreichend vorhandenem Wasservorrat wieder in die Mulde pumpt.

Der Rest eines alten Seitenarms der Mulde wurde zum Winterhafen ausgebaut. Die Fahrt aus dem Winterhafen zum Sommerliegeplatz und zurück geschieht mit elektrisch betriebenen Seilwinden, welche sich in den beiden Schiffskörpern befinden. Am Sommerliegeplatz wird die Schiffmühle durch vier Seile, die massive Ankerkette und den Zugangssteg gehalten. Dieser ist mit dem Hausschiff so verbunden, das er horizontale und vertikale Bewegungen der Schwimmpontons ausgleicht.

Mit der Anlage wird geforscht, inwieweit die alte Schiffmühlentechnik, gekoppelt mit moderner Fertigung auch für heutige Bedürfnisse, insbesondere für Entwicklungsländer, nutzbar gemacht werden kann.




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